Wie benoten?
Die Notengebung
Viel wird über sie geschrieben und tatsächlich sind sie das Salz in der Suppe der Pädagogik: Noten. Lassen Sie mich also, bevor wir dazu kommen, wie Noten sinnvoll eingesetzt werden, ein paar Worte darüber verlieren, was Noten sind und warum diese brauchbar sind. Es erscheint mir sinnvoll, da gerade in letzter Zeit die Notengebung durch alternative Ansätze der Beurteilung unter Druck kommen. Manchmal siegt aber auch die Vernunft, wie die Wiedereinführung der Ziffernbeurteilung in der Volksschule im Jahr 2019 zeigt.
Beim Druck auf die Ziffernnote hat die Einführung der Neuen Mittelschulen als Brandbeschleuniger gewirkt. Das Narrativ: „Abschied zu nehmen von der alten Schule, in der nur die Schwächen des Schülers gemessen wurden…“ wirft lange Schatten. Und wie jede pädagogische Idee, die zur Ideologie mutiert, ist sie eine große Erzählung, dadurch machtvoll und begleitet uns sicher noch länger. Nicht nur die Abschaffung der Noten, auch falsche Notengebung kann von Schaden sein. Dass die Schülerleistungen sich in der NMS gegenüber der Hauptschule eher noch verschlechtert haben, ist auch die Quittung für eine siebenteilige Notenskala, die es in ganz Europa nirgends gab und die ob ihrer Sperrigkeit derart zum Gruseln war, dass sich in diesem Fall sogar die Lehrergewerkschaft für deren Abschaffung einsetzte, womit schon so ziemlich alles über den Sinn der Skala gesagt ist. Gott sei Dank wurden die Mittelschulen 2019 davon erlöst – lange genug hat es gedauert und der Schaden war immens. Viele Male habe ich Eltern sagen gehört, dass Sie der NEUEN Mittelschule inkl. der „komischen“ Notenskala misstrauen, und ihre anderen Kinder daher lieber ins Gymnasium geben würden anstatt wie früher in die gute Hauptschule. Jedes Mal blutete mir das Herz.
Aber was sind Noten eigentlich? Noten übersetzen Schülerleistungen in ein einfaches vertikales Wertesystem, das überall verstanden wird. Noten selber sind transparent – in der Hinsicht, dass die Schüler sich über diese vergleichen können, was sie auch wollen. Noten sind die Lingua Franca im schulischen Währungssystem. Ich halte es daher auch für durchaus in Ordnung, Noten öffentlich zu machen, DSGVO hin oder her. Man muss ja nicht gleich eine Bestenliste vor das Konferenzzimmer hängen. Es braucht aber auch nicht zugehen wie in einer geheimen Ratssitzung des innersten nordkoreanischen Führungszirkels. Klar gesagt: Noten sind ein Wertesystem, das Vergleiche schafft, dafür sind sie da und daher kann man auch zu ihrer Veröffentlichung stehen. Wer das nicht will, kann sich wahrscheinlich mit der Notengebung ohnehin nicht besonders anfreunden und plädiert für eine notenfreie Schule. Jeder, der auch nur den Hauch einer Ahnung von schulischen Abläufen hat, kann aber der notenfreien Schule nur eine Absage erteilen. Noten sind das Salz in der Suppe, sie sind der Motor, die Triebfeder für das Lernen des Kindes. Es unterstützt das Finden des eigenen Leistungsstandortes und spornt an, es besser zu machen. Und schließlich sind die Noten ein wichtiges Gutachten über die Fähigkeit eines Kindes im Hinblick auf die Berufswahl und Sie als Lehrer sind der staatlich geprüfte Experte. Ein Zeugnis ist ein Leistungsgutachten, dem über die Langzeitbeobachtung besondere Bedeutung zukommt. Oder zukommen sollte.
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