Konferenzen...
Konferenzen
Die Verdichtung jeder pädagogischen Arbeit erlebt man bei Konferenzen. Versuchen Sie noch während Ihres Praktikums unbedingt bei einer oder mehreren Konferenzen dabei zu sein! Sollten Sie glauben, dass es bei Konferenzen um das Wohl und Wehe an Ihrer Schule gehen wird, so werden Sie wahrscheinlich enttäuscht sein. Im Grunde ist es wie mit den Eisbergen: Ein kleiner Teil dessen, was gesagt werden sollte, wird auch angesprochen. Darüber hinaus liegt der Schatten des Ungesagten. In den meisten Schulen sind die Claims abgesteckt und ausgelotet. Die Lehrer wissen, welche Wortmeldungen Sinn machen und der Schulleiter weiß, was er sagen kann und darf, um die Dinge zu lenken. Außerdem hat kein Lehrer Interesse, den Nachmittag an der Schule unnötig in die Länge zu ziehen. So redet man meist nur das absolut Notwendige. Es ist trotzdem sehr lehrreich einmal vorab dabei gewesen zu sein. Spätestens wenn sich die Kollegen ihre Nettigkeiten in der Rubrik „Allfälliges“ um die Ohren schießen, weiß man, dass man nicht in der Klosterschule sondern im österreichischen Lehrerzimmer (in dem der NMS Braunschlag!) angekommen ist.
„An einem Strang ziehen“
Es gibt Floskeln im Lehrerleben, die sind verräterisch. Wenn etwa eine rigide pädagogische Maßnahme gerechtfertigt werden soll oder Elementen der Schwarzen Pädagogik das Wort geredet wird. Wenn also Maßnahmen gesetzt werden, die sich der menschlichen Vernunft entziehen, dann kann das oft nur damit mühsam gerechtfertigt werden, dass „man an einem Strang zieht.“ Diese eigenartige Floskel, sie ist in anderen Berufsgruppen längst ausgestorben, hält sich in der Pädagogik hartnäckig und ist eine Chiffre dafür, dass irgendetwas fürchterlich schief läuft. Wenn Sie die Geschichte vom Strang, an dem alle ziehen sollen, hören: Augen und Ohren weit auf! Sehen Sie genau hin, welche Maßnahme mit dem „gemeinsamen Strang“ gerechtfertigt werden soll. Meiner Erfahrung nach meistens keine guten!
Kollegenschelte – vor Schülern
Auch wenn ich kein Vertreter von vordergründiger Loyalität bin, eines sollten Sie unbedingt unterlassen: Vor der Klasse oder einzelnen Schülern über Arbeitskollegen ablästern. Die Versuchung ist oft groß, gerade wenn man wie an der NMS Braunschlag an einer Schule voller – na ja: altgedienter, arrivierter Kollegen der einzige mit neuen Ideen und Konzepten ist und sich die Schüler als einzige Gesprächspartner anbieten. Tun Sie es trotzdem nicht. So etwas dringt praktisch immer nach außen und kann böse Folgen haben. Wirklich!
TIPP: Wenn Sie sich mit Gewalt von Anfang an unbeliebt machen wollen, dürfen Sie gerne ein Grundsatzreferat zu den Möglichkeiten pädagogischer Zusammenarbeit an Ihrer Schule halten. Auf einer Konferenz.
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